Alles Spaghetti oder was? – Wissenswertes über den Nudel-Klassiker
Spaghetti – wer hat´s erfunden? Es wurde lange darüber gestritten, wer die leckeren Teigwaren erfunden hat – die Chinesen oder die Italiener. Vor ein paar Jahren gab es schließlich Gewissheit. In China wurde bei Ausgrabungen ein Topf mit Nudeln darin gefunden, Alter: rund 4.000 Jahre. Damit dürfte der Konflikt wohl endgültig beigelegt sein. Übrigens handelte es sich dabei um eine Art Spaghetti von einem halben Meter Länge. Womit wir beim Thema dieses Beitrags wären – Spaghetti, dem Nudelklassiker schlechthin.
Nudeln mag fast jeder Mensch gern, deshalb erfreuen sie sich rund um den Globus großer Beliebtheit. Selbst Kinder kannst du damit locken, allerdings meist nur, wenn es heißt: „Kinder, es gibt Spaghetti mit Ketchup.“ Brrr! Der Kenner und Genießer weiß, dass Nudeln durchaus zu Höherem berufen sind. Es gibt so viele fantastische Rezepte und Saucenvariationen, dass man tagelang darüber philosophieren könnte, am besten natürlich am Herd und bei Tisch, bei der Zubereitung und beim Genießen mit einem guten Wein als Begleiter.
Bevor wir in das Thema Spaghetti tiefer einsteigen, noch ein Wort zur Ehrenrettung der Italiener. Sie haben im Laufe der Zeit mehr als 400 verschiedene Sorten Nudeln kreiert. Da können unseres Wissens nach die Chinesen nicht mithalten.
Geschichte der Spaghetti
Spaghetti scheinen so eine Art Urform der Pasta gewesen zu sein, wie der oben genannte Fund aus China zeigt. In Sizilien sind die fadenförmigen Nudeln im 12. Jahrhundert nachweisbar, in Indien und Arabien seit dem 11. Jahrhundert. Der Name kommt von dem italienischen Wort „spago“ für „Schnur“, und auch die indischen und arabischen Bezeichnungen bedeuten Faden oder Schnur. Andere Quellen besagen, dass die Spaghetti aus Neapel stammen und erst 1842 ihren Namen erhielten. Früher waren die dünnen Nudeln in der Regel um die 50 cm lang, später wurden sie auf die Hälfte gekürzt, um sie besser lagern zu können.
Woraus bestehen Spaghetti?
Für die Herstellung gibt es unterschiedliche Rezepturen. Die Minimalvariante besteht aus Hartweizengries und Wasser. Manche Sorten bestehen aus Hartweizengries, Mehl, Wasser und etwas Salz. Eine weitere Variante enthält zudem Eier. Hier musst du einfach mal ausprobieren, was dir am besten schmeckt. Oder – wenn du deine Pasta selbst frisch herstellen willst – verschiedene Rezepte testen.
Spaghetti richtig essen
Spaghetti gelten als „schwierige Speise“. Damit ist gemeint, dass es nicht einfach ist, sie den Tischsitten entsprechend zum Mund zu führen. Aufsaugen mit gespitzten Lippen wird allenfalls Kindern zugestanden, und das Zerschneiden mit einem Messer ist unter Kennern ebenfalls verpönt. Ein Löffel als Assistent mag gerade noch so erlaubt sein, aber der echte Fan beherrscht die Kunst, Spaghetti allein mit der Gabel zu einer mundgerechten Portion aufzurollen und ohne Saucenspritzer und -kleckse zu verzehren.
Ein kleiner Tipp (nicht ganz ernst gemeint): Wenn du bisher nur mit einer Gabel nicht klar gekommen bist, nimm dir einen vollen Teller mit einer schönen Tomatensauce und versuch‘ es in der Badewanne oder Dusche. Die sind schnell und ohne viel Aufwand gereinigt. Nach einer Weile klappt es ganz bestimmt! 😉
Die korrekte Zubereitung von Spaghetti
Bevor du dich daran machst, Spaghetti Rezepte und Spaghetti Saucen auszuprobieren, solltest du einige Dinge beherzigen, die die Zubereitung der Nudeln betreffen.
Zunächst benötigst du viel Wasser – pro 100 Gramm etwa einen Liter. Wenn du für eine ganze Packung keinen entsprechend großen Topf hast, wird es jetzt Zeit, dir einen zuzulegen. Gleiches gilt für Salz. Die perfekte Nudel verlangt nach viel Salz, etwa einen Teelöffel pro Liter Wasser. Dadurch wird der Siedepunkt des Wassers erhöht und die Garzeit verkürzt. Zudem gleicht sich der Salzgehalt zwischen dem Kochwasser und den Spaghetti aus, so dass den Nudeln kein Geschmack entzogen wird.
Gib die Nudeln erst in den Topf, wenn das Wasser sprudelnd kocht und lege den Deckel nicht fest auf, sonst kocht es leicht über. Sieb oder Durchschlag sollte bereit stehen, wenn die Nudeln fertig sind, damit sie nicht verkochen. Außerdem sollte die Sauce fertig sein, denn sie lässt sich ohne Qualitäts- oder Geschmacksverlust warm halten, die Spaghetti hingegen nicht.
Die meisten Fehler beim Spaghetti Kochen
Zwei Fehler, die immer wieder gemacht werden solltest du unbedingt vermeiden:
- Erstens: Öl hat im Kochwasser nichts verloren! Es legt sich in einem dünnen Film auf die Oberfläche, so dass die begleitende Sauce nicht mehr so gut haftet. Besser rührst du die Nudeln zwischendurch mehrmals um, dann verkleben sie nicht.
- Zweitens: Abschrecken mit kaltem Wasser ist ebenfalls tabu. Die Spaghetti müssen beim Abschütten noch Biss haben – das berühmte „al dente“ – da sie anschließend ein wenig nachgaren. Durch Abschrecken werden sie nicht nur schneller kalt, du spülst auch die Stärke ab, was die Haftung der Sauce ebenfalls verringert. Gib sie lieber mit etwas Kochwasser in eine Schüssel, damit sie nicht zusammenkleben. In Italien werden sie übrigens oft schon vor dem Servieren mit der dazugehörigen Sauce vermischt.
Außerdem gilt in der Heimat der Pasta der Spruch, dass die Gäste auf die Nudeln warten, keinesfalls umgekehrt. Denn frisch aus dem Topf auf die Teller gebracht, schmecken sie am besten.
Spaghetti-Rezepte – eine unendliche Geschichte
Es gibt unzählige Spaghetti-Rezepte mit ebensovielen Spaghetti Saucen. Wahrscheinlich dürftest du die nächsten zehn Jahre nichts anderes mehr essen, wenn du sie alle durchprobieren wolltest. 🙂 Zu den beliebtesten italienischen Spaghetti-Klassikern gehören:
Bolognese
Viele Menschen kennen sie nur mit mit einer simplen Hackfleisch-Tomatensauce. Was aber unbedingt noch hineingehört, ist etwas Staudensellerie und Möhren, beides sehr fein gewürfelt, sowie Speck. Hier reicht auch ein Stück Schwarte, das man am Ende entfernt. Der Sugo Bolognese braucht ihre Zeit. Probiere einmal, die Sauce drei bis vier Stunden sanft köcheln zu lassen. Du wirst staunen, wie die Aromen sich am Ende zu einem Hochgenuss verdichten. Kurz vor Schluss drehst du die Temperatur noch einmal voll auf, gibst Sahne dazu und lässt diese einkochen. Buono!
Aglio e olio
Dies ist wohl die einfachste Version unter den Spaghetti Saucen. Du dünstest frischen Knoblauch, eine rote Chilischote und Petersilie in sehr gutem Olivenöl glasig, gibst dann die abgetropften Nudeln hinein und vermischst das Ganze. Anschließend sofort servieren. Einfach aber voi lecker!
Carbonara
Einfach, gehaltvoll und wahnsinnig lecker. Du brauchst Pancetta, den italienischen Bauchspeck, Eier und Parmesan, eventuell frische Petersilie. Den Speck in einer Pfanne braten, Käse mit Eiern vermischen und die Nudeln al dente kochen. Spaghetti mit etwas Nudelwasser zum Speck geben, kurz kochen lassen, dann in eine vorgewärmte Schüssel geben, die Eier-Käse-Mischung unterrühren und sofort servieren. Was AUF KEINEN FALL hineingehört, ist SAHNE.
Puttanesca
Eingelegte Sardellen und Kapern machen diese Sauce sehr pikant. Dazu kommen noch schwarze Oliven ohne Stein, Tomaten, Knoblauch und Basilikum. Die puttanesca ist nicht ganz jugendfrei, denn übersetzt heißt dies „… nach Hurenart“. 😉
Weitere klassische Rezepte sind all‘ amatriciana (mit Pancetta, Tomaten und Chilisorten), alle vongole (mit Venusmuscheln), all‘ arrabbiata (die scharfe Variante mit viel Chili und Tomaten) und pesto genovese (mit grünem Pesto aus Olivenöl, Basilikum, Parmesan und Pinienkernen). In Amerika schwürt man auf die „Spaghetti a la Frank Sinatra“, mit edlem Rindfleisch.
Spaghetti Saucen
Ein italienischer Koch hat einmal gesagt, dass all die verschiedenen Nudelsorten im Grunde nur einem Zweck dienen, nämlich der Saucenhaftung, also der Verbindung von Nudeln mit den dargereichten Saucen. Und er hat auch gleich eine Faustregel mitgeliefert: Dickere Saucen gehören zu kurzer Pasta, flüssige zu langer Pasta. Mit Spaghetti harmonieren also am besten leichte, dünnflüssige Saucen. Natürlich gibt es, wie immer, Abweichungen von dieser Regel.
Überhaupt solltest du nicht an Rezepten „kleben“ bleiben. Es lohnt sich bei Spaghetti Saucen, einfach mal zu variieren. So kannst du beispielsweise eine aglio e olio mal mit der Schale einer Bio-Zitrone und etwas Rucola verfeinern. Oder eine schlichte Tomatensauce mit Thunfisch und Kapern pikanter machen. Der Fantasie sind bei der Kreation von Pasta-Saucen keine Grenzen gesetzt.
Zum Schluss noch ein kleiner Exkurs: Es müssen nicht immer Saucen auf den Tisch
Kennst du den Film „Big Night“ mit Stanley Tucci, Tony Shaloub, Isabella Rosselini und Ian Holm? Du solltest beim Schauen aber besser nicht hungrig sein! Der Film stammt aus dem Jahr 1996 und war seinerzeit kein Blockbuster, aber er erzählt eine wunderbare Geschichte von zwei italienischen Brüdern, die in den 1950er Jahren ein Restaurant in den USA eröffnen und auf den großen Erfolg hoffen.
Da gibt es eine Szene, in der eine aufgetakelte, ignorante Amerikanerin Spaghetti mit den für Amerikaner obligatorischen Fleischbällchen bestellt. Primo, der Koch, ein Idealist und Perfektionist, weigert sich energisch, die Fleischbällchen zu machen. Sein Bruder Secondo, der den Kellnerpart übernommen hat, bringt die Spaghetti schließlich ohne die gewünschte Beilage an den Tisch. Die Frau regt sich fürchterlich auf – und dann kommt dieser unglaubliche Satz von Secondo: „Signora, es gibt Momente, da müssen Spaghetti alleine sein.“
Wir hoffen, dass dieser Beitrag dir die lange dünne Nudel näher gebracht hat und dass wir einige Fehler, die Laien halt ab und zu begehen (Öl im Kochwasser, Abschrecken, Spaghetti mit Gabel und Löffel essen) ausräumen konnten. Und jetzt: Ran an den Herd!
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