Currywurst – Eine kleine Hommage an das Kultgericht
Wer braucht schon Burger, Pizza & Co. – für diese Gerichte hat Herbert Grönemeyer jedenfalls kein eigenes Lied geschrieben! Wir lieben unsere Currywurst und befinden uns dabei in guter Gesellschaft. Die Begeisterung ist ungebrochen, in Berlin gibt es seit 2009 in der Nähe des berühmten Checkpoint Charlie sogar ein eigenes Museum rund um dieses leckere Imbissgericht. Zeit für eine Zusammenstellung wichtiger Fakten und eine Liebeserklärung an die Currywurst.
Die Geschichte der Currywurst
Ein heikles Thema – Wenn es um die Geschichte der Currywurst geht, wird es unter den zerstrittenen Lagern schnell turbulent. Rund um die Entstehung der Currywurst ranken sich einige mehr oder weniger glaubwürdige Legenden. Hamburg und Berlin bestehen gleichermaßen darauf, dass in der jeweiligen Stadt die Wiege dieser Leckerei stand. Trotz all der Mythen ist eines jedoch Fakt – bei der Currywurst handelt es sich um ein aus der Not geborenes Nachkriegskind, das in Deutschland das Licht der Welt erblickte. Die Hamburger behaupten, die Wurst sei an einer Imbissbude am Großmarkt bereits lange vor der Berliner Variante verkauft worden.
Leider beruht diese Legende größtenteils auf dem Buch „Die Entdeckung der Currywurst“ aus dem Jahr 1993. In dieser Geschichte um die fiktive Romanfigur Lena Brückner verarbeitete der Autor Uwe Timm seine Kindheitserinnerungen an eine Wurstverkäuferin, bei der er als kleiner Junge 1947 seine erste Currywurst gekauft haben will. Gibt es Beweise für diesen Mythos? Leider nicht! Daher folgen wir der Spur nach Berlin, wo sich die Gastronomin Herta Heuwer selbst als Erfinderin der Currywurst bezeichnete. Sie erzählte bis zu ihrem Tod im Jahr 1999 gerne, dass in ihrem Imbiss an der Ecke Kantstraße/Kaiser-Friedrich-Straße in einer verregneten Nacht am 04. September 1947 die Geburtsstunde der Currywurst schlug.
Gehste inne Stadt – wat macht dich da satt – ’ne Currywurst.
Kommste vonne Schicht – wat schönret gibt et nich als wie Currywurst.
Mit Pommes dabei – ach, dann gebense gleich zweimal Currywurst.
Biste richtig down – brauchste wat zu kaun – ’ne Currywurst.
Willi, komm geh mit – ich krieg Appetit auf Currywurst. (Herbert Grönemeyer aus dem Song Currywurst)
Vom Notbehelf zum Kultessen
Regenwetter und fehlende Kundschaft erzeugten Langeweile, daher erfand Herta Heuwer zum Zeitvertreib eine Soße aus Tomatenmark und Gewürzen. Am 21. Januar 1959 wurde auf ihren Antrag hin die Soße unter dem Namen „Chillup“ als Warenzeichen (Nr. 721319) beim Patentamt eingetragen. Die genaue Zusammensetzung der Originalsoße ist leider unbekannt, die wohl etwas eigensinnige Frau Heuwer nahm ihr Geheimnis mit ins Grab. Allerdings sorgte ihre Soßenkreation nicht alleine für den späteren Imbisserfolg. Wenn wir der renommierten Kulturhistorikerin Petra Foede glauben, dann waren neben der erfindungsreichen Herta Heuwer noch weitere Berliner Wurstverkäufer beteiligt.
Aus der Sicht vieler Berliner war der Fleischer Max Brückner ein wichtiger Geburtshelfer. Aus der Not heraus erfand er eine Wurst ohne Pelle – Wurstdärme waren nach dem Krieg in Deutschland Mangelware. Ab Anfang der 1950er Jahre arbeitete er mit Frank Friedrich zusammen und die beiden gründeten die Firma „Maximilian„, die noch immer existiert. Die von diesem Unternehmen produzierte Wurst wurde unter dem Namen „Spandauer ohne Pelle“ verkauft und erfreute sich schnell einer großen Beliebtheit.
Die Zusammenarbeit mit Herta Heuwer bescherte uns glücklicherweise die Currywurst. Auch wenn viele Beteiligte mitgeholfen hatten, so bestätigen doch zahlreiche Experten – ob wirklich oder selbst ernannt – dass sich die pfiffige Frau Herta Heuwer mit gutem Recht als Erfinderin der Currywurst bezeichnen konnte. Ohne Zweifel war es ihre Idee, die Brühwurst mit der Soße zu kombinieren und in ihrem Imbiss zum Verkauf anzubieten. Also lassen wir ihr diese Ehre und erfreuen uns weiter an ihrer leckeren Erfindung!
Regionale Unterschiede – „die“ Currywurst gibt es nicht!
Pro Jahr werden in Deutschland rund 800 Millionen Currywürste verzehrt – allerdings wird nicht jede Currywurst nach dem gleichen Rezept zubereitet. Geschmacklich, sowie im Hinblick auf die verwendeten Zutaten, bestehen zwischen den Gerichten, die dir im Ruhrpott, in Berlin, Hamburg oder München serviert werden deutliche Unterschiede. Eines haben logischerweise alle gemein – das Currypulver. Was durchaus logisch ist, irgendwie muss der Name ja gerechtfertigt sein. Aber schon endet die Gemeinsamkeit wieder. Curry wird direkt auf die Wurst gegeben, ist Bestandteil der Soße oder bildet als Pulver den krönenden Abschluss. Auch bei der Wurst, der Rezeptur sowie der Konsistenz der Soße gibt es riesige Unterschiede – von dünnflüssig bis ketchupartig gibt es unzählige Varianten.
Glaubensfrage: Mit oder ohne Darm? Die erste Currywurst bestand aus Brühwurst MIT Darm!
In Berlin findest Du bei den meisten Imbissbuden zwei Varianten, einmal mit und einmal ohne Darm. Für eingefleischte Puristen ist nur die Wurst ohne Darm ein akzeptables Original und alle anderen Currywürste werden verschmäht. Bei dieser Variante handelt es sich um eine Brühwurst aus hellem Brät, für deren Beschaffenheit und Qualität genaue Vorgaben gelten. Diese wurden zwischen der Fleischerinnung und den Berliner Behörden bereits in den 1950er Jahren abgesprochen und erstmals im Jahr 1967 veröffentlicht. Sie darf weder gepökelt noch geräuchert sein und höchstens fünf Prozent Fremdwasserzusatz enthalten.
Wenn Du nicht ganz so puristisch orientiert und auf der ständigen Suche nach der originalen Currywurst á la Herta Heuwer bist, dann kannst Du in Berlin auch guten Gewissens eine leckere Currywurst mit Darm genießen. Denn mit einem Argument kannst Du die vermeintlichen Puristen mundtot machen – die ersten Currywürste waren Brühwürste mit Darm! Erst später setzte sich die Variante ohne Darm durch und war in der Anfangszeit insbesondere in Ostberlin sehr beliebt.
Ruhrpott vs. Berlin – großes Streitpotenzial
Im Ruhrpott bildet eine Bratwurst die Grundlage für eine perfekte Currywurst und das Currypulver ist meist ein wichtiger Bestandteil der delikaten Soße. Mit der Berliner Variante hat die von Herbert Grönemeyer besungene Wurst (kompletter Currywurst Song mit Videoclip ganz unten in der Hommage) somit also nur wenige Gemeinsamkeiten. Im Geschmacksduell besteht für einen echten Ruhrpottler kein Zweifel – Sieger ist klar die einheimische Variante.
Wenn Du Dich mit den regionalen Unterschieden beschäftigst, wirst Du schnell zu einem eindeutigen Ergebnis kommen: Deutschland ist das Land der Streitereien rund um die Currywurst. Das Zankpotenzial zwischen den einzelnen Parteien steigt mit jedem Thema deutlich an. Am Anfang stehen die Meinungsverschiedenheiten im Hinblick auf die verwendete Wurst (siehe oben ob mit oder ohne Darm). Weiter geht es dann mit der Frage, wie sie zerkleinert wird. Während die eine Fraktion das Zerschneiden mit dem Messer bevorzugt, schwören andere Parteien auf die praktische Zerkleinerungsmaschine oder bevorzugen den Scherenschnitt.
Und schon widmet sich das streitbare Völkchen der Frage nach der richtigen Verwendung des Currypulvers sowie der Zubereitung der Soße. Auch die Beilagen lassen sich prima in neue Streitthemen umwandeln. Von weichen Brötchen bis zu Fritten gibt es viele Möglichkeiten für neue Uneinigkeiten. Bestellst Du Dir eine Currywurst mit Pommes Frites und Mayonnaise, kann das möglicherweise zu Witzen rund um die Bezeichnung „Mantateller“ führen. Angeblich war dieses Gericht das Lieblingsessen vieler Mantafahrer Anfang der 1990er Jahre. Apropos Auto – ein Kuriosum ist ohne Zweifel, dass der Fahrzeughersteller VW jährlich mehr Currywürste als Autos verkauft.
Die werkseigene Currybockwurst wird seit dem Jahr 1973 angeboten und erfreut sich inzwischen weit über die Grenzen von Wolfsburg hinaus einer großen Beliebtheit. Wir lassen den Streit einfach hinter uns und genießen unsere Currywurst. Jedem die Seine!
Die Kultwurst auf weltweitem Erfolgskurs
Der Siegeszug der Currywurst war an den deutschen Grenzen nicht beendet – im Gegenteil! Wenn Du durch die Straßen von London oder New York schlenderst, wirst Du sicher früher oder später auch eine Imbissbude finden, an der Currywürste angeboten werden. Wie wir in einer einschlägigen Auswanderersendung erfahren konnten, hat sich die Currywurst selbst im sonnigen L.A. inzwischen fest etabliert. Aber nicht nur in den westlichen Ländern wimmelt es von Currywurstfans. Mit Stäbchen eine Currywurst essen ist für einen Japaner in Tokio nicht ungewöhnlich – für westliche Augen jedoch vermutlich ein ungewöhnlicher Anblick. Nicht nur in Deutschland – die Currywurst ist absoluter Kult!
Fix und fertig – CurryKing & Mühlen Currywurst
Von der weiten Welt wenden wir uns wieder heimischen Gefilden zu und machen einen kleinen Ausflug in den Supermarkt. Wer mangels Talent, Zeit oder Lust eine fix und fertig vorbereitete Currywurst einer selbst zubereiteten vorzieht, findet im Kühlregal schnelle Varianten. Die bekanntesten Gerichte sind ohne Zweifel CurryKing von Meica und die Mühlen-Currywurst von Rügenwalder. Die Zubereitung ist im Wasserbad oder in der Mikrowelle schnell erledigt und geschmacklich können sich die beiden Fertiggerichte durchaus behaupten.
Klar – mit einer leckeren Currywurst aus Deinem Lieblingsimbiss lassen sich die beiden Menüs nicht vergleichen, aber ein Kuchen aus der Bäckerei lässt sich ja auch nicht mit dem Backkunstwerk Deiner Oma vergleichen – oder? Eben. Wenn Du Deine Erwartungen an das Angebot anpasst, kannst Du mit dem Snack aus dem Kühlregal durchaus zufrieden sein. Unsere ausführlichen Tests der beiden Produkte geben Dir eine kleine Hilfestellung.
Leckere Currywurst Rezepte – von einfach bis ungewöhnlich
Rezepte für die heimische Zubereitung einer Currywurst gibt es wie Sand am Meer. Für jeden Geschmack findet sich die passende Auswahl. Der Vorteil liegt auf der Hand – in Deiner eigenen Küche entscheidest Du alleine über die verwendeten Zutaten. Eine einfache aber schmackhafte Soßenvariante bereitest Du schnell aus Tomatenketchup, Olivenöl, Cayennepfeffer, Salz, etwas Zucker und natürlich Currypulver zu. Auch etwas Worcestersoße kann sicher nicht schaden. Etwas ungewöhnlichere Zutaten wie Cola oder sogar Pflaumen kommen für wahre Puristen eigentlich nicht infrage, können der Soße aber eine wirklich interessante Note verleihen. Einen Versuch ist es sicher wert. Ein Currywurst Rezept mit Cola haben wir für euch ja eh schon mal probiert – war Lecker! Eine Currywurst welche in deiner eigenen Küche gemacht wird ist ohnehin immer die Beste.
Veggie Currywurst? Eindeutig Geschmackssache
Als Fleischesser und passionierter Currywurstfan musst Du jetzt ganz stark sein – auch für Vegetarier gibt es Currywurst. Diese Ernährungsweise ist auf dem Vormarsch und inzwischen finden sich im Handel bereits Currywürste, die statt Fleisch eine pflanzlische Basismasse enthalten. Das mag wie ein Widerspruch klingen, aber wer auf Fleisch verzichtet, kann offenbar nicht auch noch ohne Currywurst leben. Das ist durchaus eine Basis, für die wir Verständnis aufbringen können. Rund um die Currywurst gibt es bereits so viele Streitigkeiten, schließen wir Frieden und gönnen den Vegetariern ihre Veggie-Currywurst.
WOW – super interessanter Bericht über mein absolutes Lieblingsgericht – die Currywurst. Allein das Lied vom Grönemeyer dazu mal wieder zu hören – Klasse. Vielen Dank.